Was bleibt vom Schweizer Lohn übrig? – Einleitung für österreichische Grenzgänger
Gerade für Österreicher ist das Arbeiten in der Schweiz sehr verlockend. Die geografische Nähe der Regionen Vorarlberg und Tirol, die ähnliche Sprache und Mentalität in der Schweiz und natürlich auch der in der Regel deutlich höhere Lohn.
Brutto vs. Netto: Wie sich der Schweizer Lohn zusammensetzt
Der Brutto- und Nettolohn in der Schweiz unterscheidet sich in der Zusammensetzung stark vom österreichischen Lohn.
So ist es in der Schweiz zwar relativ üblich, ein 13. Gehalt zu bekommen, jedoch ist das 14. Gehalt, wie es in Österreich fast überall gezahlt wird, in der Schweiz eher selten und wird nur von den wenigsten Firmen gezahlt. Allerdings solltest Du versuchen, ein 14. Gehalt auszuhandeln, da dieses einer Sonderbesteuerung von 6% unterliegt, was Dein Netto wieder verbessert.
Auch beim Nettolohn gibt es sowohl bei den Sozialabgaben als auch bei den Steuern Unterschiede.
Welche Abzüge fallen in der Schweiz an?
Sozialabgaben
Zwar werden in der Schweiz, wie auch in Österreich, die Beiträge zur Altersvorsorge und auch zur Arbeitslosenversicherung direkt vom Bruttolohn abgezogen, jedoch gibt es bei anderen Sozialabgaben Unterschiede. So fällt in der Schweiz etwa neben der normalen Altersvorsorge auch noch eine betriebliche Altersvorsorge (BVG (Pensionskasse)) an, die direkt mit dem Bruttolohn verrechnet wird.
Auch beim Thema Unfallversicherung, die in Österreich vom Arbeitgeber übernommen wird, muss man diese als Arbeitnehmer in der Schweiz aus dem Bruttolohn selbst zahlen. Der größte Unterschied bei den Sozialabgaben zwischen Österreich und der Schweiz ist das Thema Krankenversicherung. Denn das musst Du in der Schweiz zu 100 % selbst aus Deinem Nettolohn bezahlen. Eine Teilung von 50 % zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, wie es in Österreich der Fall ist, gibt es nicht.
Steuern
Auch beim Thema Steuern gibt es als Grenzgänger große Unterschiede zum normalen Arbeiten in Österreich.
So wird vom Bruttogehalt in der Schweiz, anders als in Österreich, keine Lohnsteuer bei Grenzgängern einbehalten. Dafür musst Du als Grenzgänger in der Schweiz eine Quellensteuer zwischen 2 % und 15 % bezahlen, welche direkt vom Brutto abgezogen wird.
Wichtig: Nur weil keine Lohnsteuer abgezogen wird, heißt es nicht, dass man keine Lohnsteuer zahlen muss. Diese musst Du später separat in Österreich zahlen.
Steuerfragen: Wie viel vom Schweizer Lohn nach Steuern bleibt
Wie oben angesprochen, musst Du als Grenzgänger in der Schweiz Quellensteuer zahlen und in Österreich Deine Einkommenssteuer. Denn in dem Land, in dem Du wohnhaft bist, bist Du auch einkommensteuerpflichtig. Das regelt das Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen der Schweiz und Österreich.
Die Höhe der Quellensteuer ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig.
- Arbeitsort (Unterschiede je nach Kanton und Gemeinde)
- Zivilstand (ledig, verheiratet)
- Anzahl der Kinder
- Konfession
Hierbei wird die Quellensteuer direkt an das für Dich zuständige Finanzamt in Österreich übermittelt. Bei Deiner Einkommensteuererklärung in Österreich wird diese dann berücksichtigt und mit der zu zahlenden Einkommenssteuer verrechnet, damit Du Dein Einkommen nicht doppelt versteuern musst.
Die bereits gezahlte Quellensteuer kannst Du über das Formular L1i in Deiner Einkommenssteuererklärung angeben.
Wichtig: Als Grenzgänger bist Du dazu verpflichtet, im Folgejahr eine Einkommensteuererklärung abzugeben.
Wenn Du wissen willst, wie hoch Deine Steuerbelastung ist, kannst Du das ganz einfach in unserem Brutto-Netto-Rechner herausfinden.
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Krankenversicherung: Pflicht und Wahlmöglichkeiten für Grenzgänger
Wo bin ich als Grenzgänger krankenversichert?
Auch, wenn Du in der Schweiz arbeitest, hast Du die Pflicht, Dich krankenversichern zu müssen. Jedoch hast Du durch den Status als Grenzgänger verschiedene Optionen, wie und wo Du Dich versichern lassen kannst.
So kannst Du Dich entweder in Österreich oder in der Schweiz krankenversichern. Als Grenzgänger hast Du die Wahl. Wenn Du Dich als Grenzgänger in Österreich versichern lassen möchtest, hast Du hier sogar ein besonderes Recht. Das Recht darauf, dass Du Dich vollständig privat krankenversichert. Neben dem meist günstigeren Beitrag für die Krankenversicherung im Vergleich zu gesetzlichen, ist die medizinische Leistung in der Regel auch deutlich besser.
Die Systeme unterscheiden sich sehr stark voneinander. Deshalb empfehlen wir, vor der Wahl einer Krankenversicherung mit einem Experten zu reden, um so teure Fehler zu vermeiden. Denn die Wahl der falschen Krankenversicherung kann nicht nur finanzielle, sondern auch medizinische Einschränkungen mit sich bringen.
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Besonderheit für Grenzgänger: Das Optionsrecht
Das Optionsrecht, dass Du Dich krankenversichern lassen kannst, in welchem Land Du möchtest, kommt jedoch auch mit einer Pflicht. Und zwar der, dass Du innerhalb der ersten drei Monate nach Beginn Deiner neuen Beschäftigung (laut Arbeitsvertrag) entscheiden musst, in welchem Land (Schweiz oder Österreich) und System (privat oder gesetzlich) Du krankenversichert sein möchtest. Wenn Du Dich in den 3 Monaten für keine Versicherung entscheidest, wird Dir automatisch eine gesetzliche Krankenkasse in der Schweiz zugewiesen. Zudem erlischt Dein Optionsrecht und Du kannst es erst wieder beim nächsten Arbeitgeberwechsel ausüben.
Aber Achtung: Es führt zu enormen Problemen, wenn Du nicht von Anfang an schon einen Antrag bei einer gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung stellst. Gerade in den Fällen, in denen eine Leistungspflicht entsteht, fangen auch die Sozialversicherungen an, die Leistungen nicht zu übernehmen.
Wenn Du mehr über das Thema Krankenversicherung als Grenzgänger wissen möchtest, haben wir hier einen ausführlichen Guide dazu.
Pendeln zwischen Österreich und der Schweiz und andere versteckte Kosten
Neben den Sozialabgaben, gibt es für Grenzgänger zwischen Österreich und der Schweiz auch noch andere Kosten, die man vielleicht nicht auf den ersten Blick im Kopf hat.
Kosten für Pendeln als Grenzgänger:
Je nachdem, ob Du mit dem Zug oder dem Auto unterwegs bist und auch aus und in welche Region Du fährst, können die Preise natürlich schwanken. Wir haben jedoch eine realistische Hochrechnung der Pendelkosten aufgestellt.
Auto
Der Touring Club Schweiz (TCS) (vergleichbar mit dem ÖAMTC) hat für das Jahr 2025 einen Durchschnittspreis von ~CHF 0,76 pro km berechnet. Hierbei sind Aspekte wie. Sprit, Wertverlust, Versicherung, Service bereits eingerechnet.
Neben den Kosten für das Auto kommen in der Schweiz zusätzlich noch einmal 40 CHF/Jahr für die Vignette hinzu.
Wichtig: Die Kosten für das Pendeln mit dem Auto kannst Du über die Pendlerpauschale und den Pendlereuro in Österreich steuerlich geltend machen.
Zug/öffentlicher Nahverkehr
Gerade wenn man in größeren Städten an der Grenze wie Dornbirn oder Feldkirch wohnt, kann auch der Zug eine sinnvolle Pendeloption sein.
Die Kosten hängen stark davon ab, wie weit man mit dem Zug fahren muss. VVV und Ostwind bieten hierbei vergünstigte Kombitickets an, die zwischen 90 und 390 CHF/Monat kosten. Bei einem Jahresabo geben die Verkehrsverbünde einen Rabatt von ca. 30 %, wodurch man die Kosten für die Fahrkarte deutlich reduzieren kann.
Verpflegung
Wenn man in der Schweiz arbeitet, isst man häufig auch in der Schweiz. Diesen Faktor sollte man nicht unterschätzen, denn die Kosten für Verpflegung in der Schweiz sind deutlich höher als in Österreich. So kostet ein Döner etwa in Österreich 6–8 Euro, während er in der Schweiz 10–16 CHF kostet. Wenn man also häufig essen geht, kann sich das schnell im Geldbeutel bemerkbar machen.
Roaming/Datentarife
Da die Schweiz nicht im EU-Roaming ist, muss man auch hier wieder mit zusätzlichen Kosten rechnen, die sich beim Nettogehalt bemerkbar machen.
Wer in der Schweiz telefonieren und Datenvolumen nutzen will, muss hier mit einem Extra-Vertrag rechnen, welcher zwischen 20 und 50 CHF/Monat kostet.